It’s tricky – warum die Übersetzung technischer Texte nicht so easy ist
3 Dos und Don’ts für deine technischen Übersetzungen
Bauanleitungen, Bedienungsanleitungen, Betriebsanleitungen, Gebrauchsanweisungen, Montageanleitungen, Online-Hilfen, Prozessbeschreibungen, QM-Handbücher, Schulungsunterlagen, Tutorials – es gibt etliche Textarten, die technische Informationen enthalten.
In unserer technologisierten Welt werden es zudem laufend mehr. Zahlreiche Gesetze, (EU-)Richtlinien und Normen sorgen außerdem dafür, dass Hersteller technischer Geräte immer komplexere Informationspflichten erfüllen müssen – und damit steigen auch der Bedarf und Qualitätsanspruch an die Übersetzungen technischer Dokumentationen.
Laut der Gesellschaft für Technische Kommunikation, kurz tekom, werden Produktinformationen durchschnittlich in zwölf verschiedene Sprachen übersetzt. Doch können die akribisch erstellten Texte technischer Redaktionen einfach so an ein beliebiges Übersetzungsbüro gegeben werden? Definitiv nicht! Das wissen die technischen Autor:innen selbst am besten. Schließlich gibt es festgelegte Regeln für die technische Kommunikation, und zwar ziemlich viele.
Technische Dokumentationen – exakt und eindeutig
Die Regeln in der technischen Kommunikation sollen sicherstellen, dass Inhalte nie mehrdeutig sind, keinen Interpretationsspielraum lassen, also unmissverständlich sind.
Zum Vergleich: Eine Produktwerbung hat die Aufgabe, potenzielle Käufer:innen zu überzeugen – das gelingt ihr oft mit einem stimmigen Inhalt UND auf der Metaebene. Neben der reinen Information schwingen bei ihr Verheißungen mit, die möglichst genau die Gefühle auslösen sollen, die zum Kauf anregen.
Eine Produktinformation soll hingegen so sachlich wie möglich sein. Sie muss den Anwender:innen den exakten Gebrauch eindeutig erklären – OHNE Metaebene. Die Hauptaufgabe der technischen Dokumentation ist es, möglichst jede Form von Mehrdeutigkeit auszuschließen, damit es nicht zu Anwendungsfehlern kommt.
Richtige Anwendung – kann Leben retten
Während eine unpräzise Betriebsanleitung für ein Autospielzeug möglicherweise „nur“ Frust auslöst, kann eine Serie falsch zusammengebauter Kraftfahrzeuge zu millionenschweren Folgekosten führen. Und abgesehen von einmaligen finanziellen Schäden oder mittelfristigen Imageverlusten kann die falsche Anwendung aufgrund einer missverständlich formulierten technischen Dokumentation auch zu Personenschäden führen, die im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich sind.
Die technische Kommunikation ist unter anderem aufgrund der Beschreibung von Schutzmaßnahmen, Warn- und Haltbarkeitshinweisen ein wichtiger Aspekt der Produktsicherheit und somit Teil der gesetzlichen Sorgfaltspflicht von Unternehmen, um Schaden von Endverbraucher:innen abzuwenden.
Technische Dokumentation – Konsistenz ist der Schlüssel
Konsistenz, die einheitliche Verwendung widerspruchsfreier sprachlicher Mittel, ist der Schlüssel für möglichst unmissverständliche Texte. Sie ist das oberste Ziel in der technischen Kommunikation. Das bedeutet, dass alle in der Dokumentation eingeführten Begriffe und Formulierungen ausnahmslos immer wieder in der gleichen Form verwendet werden sollten – innerhalb eines Textes und in der Regel auch dokument- und medienübergreifend.
Abwechslungsreiche Synonyme und Umschreibungen würden sich hier negativ auf die Qualität auswirken. Ein Beispiel dafür sind Anweisungen, die häufig in technischen Dokumentationen wie Anleitungen und Gebrauchsanweisungen vorkommen: Klicke den Button oder Wähle die Schaltfläche sind inhaltlich zwar synonym, sollten aber nicht abwechselnd verwendet werden, da dies nur unnötig Verwirrung stiften würde.
Konsequent konsistent
Dieses „Gleichheitsprinzip“ in der technischen Kommunikation gilt gleichermaßen für die Wortwahl und auch für Satzbau, Dokumentstruktur und Formatierungen. Außerdem sollten Handlungsanweisungen in der Regel chronologisch formuliert sein und so, dass im Satz zuerst das Was? geklärt wird, dann ggf. das Wo? und zum Schluss das Wie?
Beispiel: Um die Registrierung abzuschließen (Was), klicke in der E-Mail (Wo) den Aktivierungslink (Wie). Und nicht etwa: Klicke den Aktivierungslink in der E-Mail, dann wird die Registrierung abgeschlossen.
Folgen Linguistik und Layout den festgelegten Richtlinien, funktionieren technische Dokumentationen wie Verkehrszeichen: Sie sind für die Teilnehmer:innen schnell erfassbar, leicht verständlich und bieten ihnen eine hilfreiche Orientierung.
Technische Übersetzung – ähnlich, aber anders
Ganz ähnliche Regeln gelten bei der Übersetzung dieser Textarten. Die technische Übersetzung ist eine eigene Disziplin in der technischen Kommunikation. Denn naturgemäß können die in der einen Sprache angewandten Regeln nicht immer 1:1 in jede andere Sprache übernommen werden, ohne seltsam zu wirken oder sogar missverständlich zu werden.
Folgende Dos and Don’ts sollten Auftraggeber:innen von technischen Übersetzungen daher im Blick haben: